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Marina Grzinic und Aina Smid

net.art.archive


Das "net.art.archive"-Projekt besteht aus Videostills, die zwei Videoarbeiten von Grzinic und Smid entnommen wurden: "Post-socialism + IRWIN" (1997) und "On the Flies of the Market Place" (1999). Daneben finden sich im "net.art.archive"-Projekt gescannte, kopierte und überarbeitete Texte und Bilder aus Magazinen, Enzyklopädien und Büchern, welche Teil des ideologischen, politischen und sozialen Raumes des einst als Jugoslawien bekannten Staates waren. All diese Materialien stellen eine Art von Archiv dar, das sich heute weder in einem festen geographischen noch historischen Kontext befindet. Der Netz-Text von M. Grzinic reflektiert die Bedeutung des Archivs, seine Konstruktion und die Machtbeziehungen innerhalb des Archivs selbst wie auch zu anderen Archiven.

Das Video "Post-socialism + IRWIN" (1997) ist eine Art philosophischer Medienreflexion (Abhandlung) über den kulturell-künstlerischen und politischen Raum / Zustand der gegenwärtigen postsozialistischen Periode auf dem Gebiet von Ex-Jugoslawien der 80er und 90er Jahre und seine kulturellen, sozio-politischen und ästhetischen Implikationen. Drei Künstler / Künstlergruppen aus Ljubljana (IRWIN), Zagreb (Mladen Stilinovic) und Belgrad (der Künstler ist nur unter seinem Pseudonym "Kasimir Malevich" bekannt) kodieren mit ihren künstlerischen Projekten und insbesondere mit ihrem Bezug auf die sozialistische und post-sozialistische Ideologie den ex-jugoslawischen Raum / das Gebiet auf eine besondere Art und Weise. RETROAVANTGARDE ist das Ergebnis dieses Kodierprozesses: Retroavantgarde ist eine spezielle ästhetische und soziale Bewegung, die von diesen Künstlern und einigen anderen, die in jüngerer Zeit aus Osteuropa gekommen sind, ausgeht. Das Video ist reich an dokumentarischem Exklusivmaterial und Statements von Slavoj Zizek, dem slowenischen Philosophen, Peter Weibel und der Gruppe IRWIN.

"On the Flies of the Market Place" (1999) handelt von der Idee des europäischen Raumes, wie er geteilt und geopfert wird. In einer exemplarischen visuell-konstruierten surrealistischen Welt von Fakten und Emotionen und unter Zuhilfenahme von Dokumenten aus Büchern und Magazinen stellt das Video die Frage nach einer Re-evaluierung des europäischen Raumes: Ost- und Westeuropa. Mit Bezügen zur Geschichte, Philosophie (Kant) und der Kunst zeichnet das Video ein Bild Osteuropas als dem untrennbaren Überrest aller europäischen Grausamkeiten. Osteuropa ist ein Stück Scheiße und das blutige Symptom der politischen, kulturellen und epistemologischen Fehlschläge des gegenwärtigen Jahrhunderts.

Projektmitarbeiter:
Uros Parazajda (ZRC-SAZU, Ljubljana), Programmierer und Informatiker
Joze Slacek (Maribor), Multimediaberater